Hermann Hausmann, ehemaliger Leiter Marketing & Kommunikation
Zeitzeugeninterview

Von wann bis wann warst du bei der Delvag beschäftigt?

Ich bin am 9. Juli 1985 in die Delvag Gruppe gekommen. Zunächst war ich bei Delvag tätig und bin dann zu Albatros Financial Solutions gewechselt. Im Mai 2023 mündete mein passiver Teil der Altersteilzeit in die Rente.

 

Wie bist du zu Delvag gekommen und welche Ausbildung hast du absolviert?

Dass ich mich bei Delvag beworben habe, war eher ein Zufall. Ich war auf der Suche nach einem Aushilfsjob und habe mit dem damaligen Personalleiter in Köln telefoniert. Im Grunde genommen habe ich hier als Werkstudent begonnen, da ich damals noch Lehramt in drei Fächern in der Endphase studiert habe. Da es damals jedoch keine Referendarstellen gab, habe ich als Umzugs-Koordinator und Raumplaner bei Delvag begonnen, um die Zeit zu überbrücken.

Hermann Hausmann

Als Raumplaner? Wo hast du das gelernt

Ich war vor meinem Studium bei der Bundeswehr auf einer Stabstelle, bei der die Kaserne umgeplant wurde. Der technische Zeichner saß im Zimmer neben mir und hat mich in die Raumplanung und Ergonomie eingeführt. Das brachte ich zur Delvag mit und so kam es, dass ich bei unserem Umzug damit beauftragt wurde, die Räume zu planen.

 

Und wie kamst du dann zur Kommunikation?

Als mein damaliger Vorgänger in der Kommunikation ging - damals gab es nur diese eine Stelle im Bereich Kommunikation, Presse, PR und Einkauf (die gesamte Delvag Gruppe hatte damals nur etwa 87 Mitarbeitende) - fragte mich mein ehemaliger Chef, ob ich diese nicht übernehmen wolle. Der Umzug war vorbei und er hatte festgestellt, dass ich sehr kommunikationsfreudig war. Das war für mich eine tolle Möglichkeit. Bei einem Fortbildungsprogramm der Lufthansa konnte ich im Abendprogramm mein Kommunikationsstudium machen. Nach fünf Jahren hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, in eine Stelle in meinem zuerst erlernten Beruf als Lehrer einzusteigen, aber die vielen Möglichkeiten in der Delvag Gruppe haben mich dann gehalten.

 

Wie hat sich die Arbeit im Kommunikationsbereich der Delvag Gruppe über die Jahre verändert?

Mit der zunehmenden Anzahl der Albatros-Beratungsstellen wuchsen in den darauffolgenden Jahren die Aufgaben in der Kommunikation und somit auch das Team. Diesen Prozess zu begleiten war in der Kommunikation sehr spannend. Damals hatten wir noch eine große Zeitung für die Mitarbeiter im Lufthansa Konzern – den legendären „Lufthanseat“ - für die wir immer wieder redaktionelle Beiträge rund um die Delvag Gruppe beisteuerten und später dann wöchentlich Anzeigen schalteten. Im Grunde genommen waren wir eine kleine Agentur und haben alles selbst gemacht. Später, als der Luftfahrt- und Transportbereich von Delvag enorm gewachsen sind, mussten auch diese intensiver in der Kommunikation begleitet werden. So nahmen die Herausforderungen und Aufgaben von uns immer mehr zu und unser Team ist mitgewachsen.

 

Welcher Tätigkeit bist du am Ende deiner Zeit in der Delvag Gruppe nachgegangen?

Am Ende war ich zunächst Teamleiter des Bereichs Kommunikation bei Delvag und bin dann aus gesundheitlichen Gründen als Senior Experte im Bereich Vertriebsunterstützung zur heutigen Albatros Financial Solutions gewechselt. Ich habe mich dort in dem kleinen Team sehr wohl gefühlt und die vertrauensvolle Zusammenarbeit hat mir sehr geholfen, diese nicht ganz einfache Zeit zu überstehen.

 

Was war für dich das Besondere bei deiner Aufgabe und bei der Delvag Gruppe als Arbeitgeber?

Das Besondere und auch der Grund, warum ich vom ersten bis zum letzten Tag motiviert war und mit einem großen Lächeln zur Arbeit gegangen bin, war die Faszination, dass wir Teil einer wichtigen Aufgabe in und für die Lufthansa Gruppe sind und dabei unter anderem im hohen Maß den bestmöglichen Versicherungsschutz für die Unternehmen und Mitarbeitenden stellen. Eine Captive zu sein, ist etwas Besonderes. Wenn ich anderen erzählt habe, dass ich für die Versicherung der Lufthansa arbeite, waren viele zunächst irritiert, was eine Versicherung mit dem Konzern zu tun habe. Wenn man die Idee dahinter dann aber erklärte, waren die Gesprächspartner immer fasziniert, was wir alles versichern. Es gab außerdem immer einen unbändigen Teamgeist in allen Bereichen der Delvag Gruppe. Wir waren wie eine große Familie. Und natürlich war es etwas Besonderes, dieses Gefühl, dass wir etwas Gutes für die Lufthansa tun. Wenn ich im Lufthansa-Konzern in Arbeitsgruppen unterwegs war, zum Beispiel im Altersvorsorge-Bereich, war da immer eine konstruktive Stimmung, und unsere Ideen wurden immer begrüßt. Dieser Teamgeist, die riesige Innovationskraft durch kurze Entscheidungswege, die Tatsache, dass immer alles in Bewegung war - das alles hat immer motiviert. Genauso wie die Faszination für das Fliegen natürlich.

 

Was waren besonders herausfordernde Situationen in deiner Zeit bei Delvag?

Die herausforderndste Situation für alle bei Delvag, aber auch für mich persönlich als Kommunikator, war leider keine erfreuliche, denn das war 9/11. Wir saßen im 13. Stock in der ehemaligen Lufthansa-Hauptverwaltung. Binnen weniger Stunden gab es einen Krisenstab. Das waren lange Tage, da wurde auch schon mal unter den Tischen geschlafen. Das war wirklich eine extreme Situation. Unsere Arbeit wurde aber natürlich auch sehr geschätzt und hat uns zusammengeschweißt. Wir haben den gesamten Prozess kommunikativ begleitet und eng mit der Regierung und dem Verkehrsministerium zusammengearbeitet, um innerhalb weniger Tage ein Versicherungs-Notprogramm zu erstellen. Ein anderes, diesmal positives Erlebnis, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war die Einführung der ersten Altersvorsorge-Programme im Lufthansa-Konzern Anfang der 90er-Jahre. Innerhalb von wenigen Jahren schafften wir es, eine große Anzahl von Mitarbeitenden im Konzern von den Produkten zu überzeugen. Das war kommunikativ insofern spannend, weil das Thema Altersvorsorge an sich damals noch nicht so publik war, wie heute. Zusammen mit dem Personalvorstand haben wir regelmäßig Sonderseiten im „Lufthanseat“ veröffentlicht, um darüber aufzuklären. Der Erfolg, den diese Kommunikationsarbeit gezeigt hat, hat sehr zufrieden und stolz gemacht.

Wie hat sich dein Arbeitsalltag mit der Zeit verändert?

Das Prägende war die Entwicklung zu der Unternehmensgruppe, die die Delvag heute ist: 1980 wurde die erste Tochtergesellschaft Albatros gegründet, 1985 dann der Rückversicherer (Delvag Rück). Innerhalb der Albatros wurde dann der Belegschaftsmakler irgendwann so groß, dass schließlich Albatros Financial Solutions daraus hervorging. Auch die Entwicklung der Versicherungs-Produkte (Altersvorsorge, das Wachstum des Flottenbereichs, Innovationen im Transportbereich und vieles mehr) haben unseren Arbeitsalltag geprägt. In der Kommunikation sind wir bei allem, was passiert ist, mitgegangen. Und natürlich gab es über all die Jahre hinweg auch mediale Veränderungen.

 

Kannst du noch einmal genauer erläutern, wie sich der Kommunikationsbereich in deinen Jahren hier verändert hat?

Neben der zunehmenden Anzahl von redaktionellen Beiträgen und Werbeanzeigen, erstellten wir auch Produktblätter für die verschiedenen Versicherungen von Delvag und Albatros Financial Solutions. Die Erstellung der Geschäftsberichte war stets ein großer Aufwand, den wir ohne externe Agenturen zusammen mit den verschiedenen beteiligten Fachbereichen koordiniert haben. Mit dem Aufkommen des Internets, nahm unsere Tätigkeit ganz neue Dimensionen an. Wir haben das Intranet der Lufthansa Group als Basis für die Kommunikation mit unseren Kund:innen im Konzern, den Mitarbeitenden, genutzt. Dieses wuchs über die Jahre zu einer großen Onlineplattform mit allem Drum und Dran heran.

 

Möchtest du der Delvag zum Jubiläum noch etwas wünschen?

Die besondere Idee der Captive hat in den letzten 100 Jahren viele wichtige Themen angeschoben und ermöglicht. Ich wünsche der Delvag Gruppe, dass sie auch zukünftig immer an der Qualität ihrer Arbeit und ihrer Expertise gemessen wird.

 

Vielen Dank Hermann für deine Zeit und das Gespräch.

 

 

Das Interview wurde geführt von Tamara Gmelin, Corporate Communications.